Gerald Szyszkowitz
ENZERSDORFER DRAMATURGIE vom 29. Juni bis 1. Juli 2017
16. Stück: MARLOWE und DIE GELIEBTE VON LOPE DE VEGA
Vor einem Jahr habe ich einen Roman veröffentlicht mit dem Titel DAS FALSCHE GESICHT oder MARLOWE IST SHAKESPEARE, weil alle Recherchen ergeben haben, MARLOWE wurde 1593 in einem Wirtshaus in Deptford an der Themse nicht ermordet.
Was ich herausfinden konnte, ist: Christopher MARLOWE ist zwar wegen Blasphemie vor dem Obersten Gericht wirklich angeklagt worden - ja, er war .sogar bei einer ersten Verhandlung -, da aber seine Freunde im Kronrat Angst bekommen haben, er könnte bei weiteren Befragungen auf der Streckbank ausplaudern, dass sie ja praktisch alle in ihren Untergrundtogen Atheisten waren, entstand der Plan, Ihn zwar offiziell zu ermorden, inoffiziell aber nach Frankreich wegzubringen.
Einer seiner Freunde unter den Mächtigen war der Geheimdienstchef Lord Cecil, und also war die Dame, die diese Komödie dann arrangierte, eine Dame vom Geheimdienst, und das Wirtshaus gehörte dem Geheimdienst, und die drei Männer, die den letzten Abend mit ihm in diesem Wirtshaus verbracht haben, waren ebenfalls beim Geheimdienst, und alle fünfzehn Zeugen, die am nächsten Tag bezeugten, dass der ihnen gezeigte Tote der berühmte MARLOWE ist, sind, laut Protokoll, alle vom Geheimdienst bezahlt worden.
Die Anlegestelle Deptford der Schiffe nach Frankreich liegt außerdem so nah bei dem Schloss Greenwich der Königin - die an diesem Tag passenderweise auch dort war -, dass ihr 'Privatpolizist' das Recht hatte, diese 'Straftat' persönlich zu untersuchen. Dieser 'Privatpolizist' der Königin stellte dann in dem lateinischen Protokoll auch alles genau so dar, wie MARLOWES Freunde das im Kronrat geplant hatten.
Als aber nun vor einigen Jahren das königliche Archiv geöffnet wurde, war allen Gelehrten klar, dass alle Beteiligten bei diesem fiktiven Mord Mitglieder des Secret Service gewesen sind.
MARLOWE war ja auch schon während seines Studiums in Cambridge in» Auftrag des Geheimdienstes im berühmten Jesuitencollege in Reims auf Horchpfosten gewesen.
In Deptford handelte es sich also um keinen echten Mord, sondern um eine 'geschobene Partie'.
MARLOWE muss in diesen gefährlichen Tagen ein Abkommen mit seinen mächtigen Freunden im Kronrat gemacht haben: „Ihr sagt den Bischöfen, der Luzifer MARLOWE ist tot auf ewig, aber in Wirklichkeit
lasst ihr mich laufen, dafür
verzichte ich bis zum Ende meiner Tage darauf, meine Stücke unter dem allen Bischöfen odiosen Namen MARLOWE herauszubringen. Der an allen Einnahmen sehr interessierte Theaterdirektor Shakspere wird meine Stücke und Sonnettenzyklen unter seinem Namen herausbringen. Wir werden den Namen nur etwas verlängern von Shakspere zu Shakespeare."
Überraschenderweise ist dieses Versteckspiel fast bis heute erfolgreich geblieben. Die Anglisten der ganzen Welt sind den beiden Theaterleuten auf ihren Schwindel jahrhundertelang reingefallen. Erst die Maschinen haben sich nicht reinlegen lassen. Die Computer der Universität Oxford fanden &t den letzten Monaten heraus, dass zum Beispiel in den drei Stücken 'Henry VI.' unverkennbare MARLOWE-Formulierungen stecken. Nicht nur einzelne Worte, die sondern in der Literatur dieser Zeit eben nur in den M ARLOWE-Texten vorkommen, sondern auch ganz spezielle, zusammengesetzte Begriffe wie 'changing chape' oder 'glory droopath' fallen auf. Also, stellten die Maschinen fest, muss bei der Entstellung dieser Texte MARLOWE dabei gewesen sein.
In meinem ersten Marlowe-Roman war das auch mein Thema: Warum und wie ist aus dem Dramatiker MARLOWE der Dramatiker Shakespeare geworden...?
Wenn man nun aber davon ausgeht, dass der Dramatiker MARLOWE im Jahr 1593 nicht umgebracht, sondern aufs Festland gebracht wurde, ist die nächste Frage: Und wohin wurde MARLOWE, bitte, damals gebracht? Er war immerhin schon 29 Jahre alt.
Also: Unter welchen Decknamen lebte er in Frankreich, in Spanien» in Kreta, und schließlich in Italien?
Ein Autor 'Antonio de Laredo' hat ungefähr zu der Zeit in Spanien Theaterstücke veröffentlicht, ein 'Gregorio de'Monti' in Italien, ein Englinder Toby Matthew' in Spanien, und diese Stücke sind alle nicht nur nicht schlecht, sondern haben alle einen Touch der sogenannten Shakespeare-Stücke. War das wirklich immer dieser MARLOWE? Unter den verschiedenen Decknamen?
Weitere Frage: Wen hat er getroffen? Natürlich Autoren. Denn wen trifft ein Autor schon im Ausland? Andere Autoren, klar, und wen traf Marlowe? Cervantes. Dessen Roman „Don Quichote" er als Erster ins Englische übersetzt hat. Und da sagen die Fachleute wieder: Das, meine Damen und Herren, das ist die typische Sprache des Autors MARLOWE, die der Übersetzer 'Thomas Shelton' da verwendet.
Und mittlerweile weiß man auch, dass MARLOWE selbst in dem Roman vorkommt, weil Cervantes mehrere seiner Abenteuer in diesem Roman verwendet hat.
MARLOWE führte in Spanien also zweifellos ein abenteuerliches Leben. Er traf zum Beispiel auch den Cervantes-Freund Lope de Vega, verliebte sich sofort in dessen Geliebte, die berühmte Schauspielerin Micaela de Lujan, und schon fragte ich mich: Welche Stücke hat MARLOWE für diese Schauspielerin geschrieben?
Denn ein Autor, der jahrelang Stücke geschrieben hat, schreibt immer weiter Stücke, in welcher Lebenslage auch immer er sich befindet. Und richtig, MARLOWE schrieb zum Beispiel in englischer Sprache in Spanien das Stück THE DUKE OF LERMA, das er im Februar 1619 unter dem Decknamen Toby Matthew' seinem Freund Francis Bacon geschickt hat (denn 'sein Theaterdirektor‘ Shakspere war da ja schon drei Jahre tot), und in spanischer Sprache hat er damals die NOCHES DE INVERNO geschrieben. Das ist eine Vorform des WINTERMÄRCHENS auf Spanisch. Und in italienischer Sprache schrieb er L'IPOLITO, Für Micaela de Lujan. Und die beiden haben dieses Stück, das er in Venedig drucken ließ, am Hof des Vizekönigs von Neapel mit Erfolg uraufgeführt.
Aus verschiedenen Unterlagen konnte ich ersehen, dass Marlowe seine Geliebte Micaela de Lujan in Südtirol geheiratet hat, dann mit ihr als 'Stellvertretender Britischer Botschafter' in Venedig gelebt hat, und gestorben ist er mit mit 91 Jahren im Jesuitenkolleg In Gent im Jahr 1655.
Die Charaktere und ihre Schauspieler
Alfons Noventa als Graf von Lemos
Graf von Lemos ist ehrgeizig und machtbesessen. Um seine Ziele zu erreichen kalkuliert er kühl und emotionslos. Aber leider ist er ein fanatischer Spieler. Mit viel Pech. Praktisch hat er schon alle seine Ländereien verloren. Im letzten Augenblick rettet ihn nun sein Cousin, der König, und ernennt ihn kurzfristig zum Vizekönig von Neapel, mit dem Auftrag früher der später von Unteritalien aus Venedig für die Spanische Krone zu erobern.
Vorläufig steht dem neu ernannten Vizekönig der Sinn aber eher nach Tanz, Musik und Spiel, und er engagiert eine Madrider Schauspieltruppe rund um die Tänzerin und Sängerin Micaela de Lujan für den Hof von Neapel, und engagiert - auf den Rat dieser Schauspielerin hin - nicht den von ihm ursprünglich vorgesehenen Dichter Cervantes als Sekretär, sondern überraschenderweise den ihm bisher völlig unbekannten Antonio de Laredo.
Der Schauspieler Alfons Noventa bringt alle Voraussetzungen für diesen eigenartigen Grafen von Lemos mit, also das Poltern, das rücksichtslos Egoistische, aber letztlich doch auch die pragmatische Vernunft.
Im letzten Jahr war Alfons Noventa hier bei den SOMMER SPIELEN SCHLOSS HUNYADl ein überaus sympathischer Doktor Mauer im WEITEN LAND und ein strahlender Lord Essex in unserer Uraufführung DAS FALSCH GESICHT oder MARLOWE IST SHAKESPEARE.
Eva-Christina Binder als seine Frau
Die Rolle der Gräfin Lemos besteht nur aus Liebe, Ihr Mann spielt sich auf wie ein zügelloses Wildschwein, aber sie liebt ihn trotzdem. Er wirft sie aus dem Zimmer, sie kommt im nächsten Moment lächelnd wieder herein. Er beschimpft Ihre Familie, trotzdem geht sie mit ihrem Vater zum König und erreicht, dass der ihren hochverschuldeten Mann zum Vizekönig von Neapel ernennt.
Und gerade, da wir glauben, diese Frau durchschaut zu haben, überrascht sie uns und ihren Ehemann. Sie erklärt ihm übergangslos, ja, doch, sie könne sich das tatsächlich vorstellen, über Nacht allein mit dem Herrn Sekretär des Vizekönigs auf die Bermudas zu segeln. <
Die Schauspielerin Eva-Christina Binder wurde am Konservatorium in Wien zur Schauspielerin ausgebildet und durch Galina Skuratova im Ballett ‚ nach der russischen Schule'. Das sieht man ihren anmutigen Bewegungen bis heute an.
Ihrer Homepage entnehme ich, dass sie im Jahr 2016 in 9 Produktionen aufgetreten ist, und jetzt, im Jahr 2017, sind es zur Halbzeit immerhin auch schon fünf. Im Moment spielt sie parallel zu unseren Proben Im DOPPELFEHLER von Barry Creyton und im PERFEKTEN DESASTER DINNER von Marc Camoletti. Außerdem unterrichtet sie in der Schauspielakademie Elfriede Ott ‚Körperarbeit‘.
Johannes Terne als Marlowe
Marlowe ist die Hauptperson des Stückes. Er ist ein Mann in der Mitte der Jahr«, der Dramatiker, der mit dem „Juden von Malta" das verzweifeltste Stück der gesamten Weltliteratur geschrieben hat. Die englische Regierung hat ihn ins Exil gezwungen. Er ist allerdings schon seit seiner Studienzeit in Cambridge Mitglied des Secret Service und arbeitet auch in Madrid, und später in Neapel, an mehreren Spionage-Aufträgen. Nebenher schreibt er aber immer noch alle zwei Jahre ein Stück für das Globe Theater, aber auch Stücke für den Hof des Vizekönigs von Neapel, speziell natürlich für seine Freundin die Starschauspielerin Micaela de Lujan. Die zwar hin und wieder zu ihrem Lope de Vega nach Madrid zurücksegelt, aber wegen ihrer großen Liebe zu Marlowe doch immer wieder nach Italien kommt.
Marlowe ist ein hochsensibler Charakter. Eine Mischung aus Romeo, Hamlet und Coriolan. Er besitzt die seltene Fähigkeit der kritischen Selbstreflexion und neigt deswegen immer stärker zur Melancholie und zu Selbstzweifeln. Er reagiert bedächtiger und zögerlicher als alle anderen, weil er eben auch die Gefühle aller anderen deutlicher wahrnimmt als seine Umwelt, und der Schauspieler Johannes Terne ist für diesen ungewöhnlichen Charakter der ideale Darsteller.
Terne ist Sachse. Er ist in Neu Wiednitz, Kreis Kamenz geboren. Für uns ist Kamenz nun also nicht mehr nur die Geburtsstadt von Lessing, sondern auch die Geburtsstadt von 'unserem Johannes Terne'. Er hat die vierjährige Schauspielausbildung an der Theaterhochschule in Leipzig absolviert, war dann ab 1990 zehn Jahre am Burgtheater engagiert, wo er am liebsten mit Andrea Breth, Martin Kusej und Stephan Kimmig gearbeitet hat, seitdem ist er aber vor allem im Fernsehen zu sehen, speziell in der ARD, in der Serie ROTE ROSEN.
Bei den SOMMERSPIELEN SCHLOSS HUNYADJ beeindruckte er das Publikum besonders als der 'Autor Rudolf Weys‘ in der Goebbels-in-Wien-Uraufführung ICH WEiSS, ES WIRD EINMAL EIN WUNDER GESCHEHN und als Friedrich Hofreiter im WEITEN LAND. In unserem ersten Marlowe Stück im vorigen Sommer DAS FALSCHE GESICHT oder MALOWE IST SHAKESPEARE spielte er den uns alle faszinierenden 'King James'.
Felix Kurmayer als Miguel de Cervantes
Auch der bedeutende spanische Dichter Miguel de Cervantes ist - wie unser Marlowe - im Geheimdienst. Zwar im spanischen, trotzdem wird Cervantes erwiesenermaßen hin und wieder auch vom englischen Secret Service bezahlt. Durch seinen Freund Marlowe. Die beiden Dichter sind eng befreundet. Marlowe übersetzt sogar unter dem Decknamen Thomas Shelton als Erster den Jahrhundertroman „Don Quichote" ins Englische. Und in diesem Mammutwerk verwendet Cervantes unter anderem auch Jugendabenteuer seines Freundes Marlowe. Er lässt zum Beispiel die Amme die Liebesgeschichte von „Romeo und Julia" so erzählen, dass jeder, der das liest, weiß, dieser Romeo In der Stadt Iraklion auf der Insel Kreta ist unser Marlowe gewesen. Und wer das liest, den wundert es dann auch nicht, dass aus der Stadt Iraklion in dem uns allen bekannten Stück ROMEO UND JULIA die Stadt Verona wird, auch wenn aus Verona 'eine Stadt am Meer' wird.
Am Anfang der Komödie soll Cervantes tatsächlich, wie das historisch nachweisbar ist, als eine Art Spektakelreferent mit dem Vizekönig und der Schauspielertruppe um Micaela de Lujan nach Neapel segeln, aber in Folge geheimnisvoller Intrigen lässt der große Dichter des „Don Quichote" plötzlich dem verliebten Marlowe den Vortritt.
Als einen ebenso höflichen Menschen wie die Figur Cervantes kennen wir den Schauspieler Felix Kurmayer. Er absolvierte nach seinen Schauspielstudien In Deutschland und Österreich, die er mit Diplom abschloss, auch eine Ausbildung zum Filmschauspieler in Los Angeles, weil er immer gern möglichst viel gleichzeitig macht. Darum spielte er auch schon in fast allen Theatern In Wien und bei fast allen Sommerspielen in Niederösterreich, weil er weit vorher alle Auftritte so exakt plant, dass er zu keiner Probe zu spät kommt, obwohl er meist noch seine Kinder vom Kindergarten abholen oder hinbringen muss. Unserem Publikum der SOMMER SPIELE SCHLOSS HUNYADI ist er vor allem als hinterhältiger, geschickter und gemeiner Doktor Ebenwald im PROFESSOR BERHARDI in Erinnerung, und als tückischer Bankier Natter WEITEN LAND, besonders aber als Saxophonspieler, nämlich als der berühmte Shakespeare-Schauspieler Richard Burbage in der Uraufführung unseres ersten Marlowe-Stückes DAS FALSCHE GESICHT oder MARLOWE IST SHAKESPEARE im Vorjahr.
Michaela Ehrenstein als Micaela de Lujan
Die Schauspielerin Micaela de Lujan hat tatsächlich gelebt, ja, es gibt sogar ein Buch über sie. Und dieses Buch gibt es nicht nur, weil sie tatsächlich lange mit dem berühmten Lope de Vega, dem fruchtbarsten spanischen Dramatiker verbandelt war - in seine Werken nennt er sie Camila Lucinda -, sondern vor allem, weil sie selber eine landesweit bekannte Künstlerin gewesen ist. Die Liebe zu dem Dichter Lope de Vega scheint anfangs auch 'groß' gewesen zu sein, aber er konnte sie nicht heiraten, weil er schon verheiratet war.
Und wohl auch deswegen hat sie sich dann in den anderen Dramatiker verliebt, der um 1610 plötzlich in Madrid aufgetaucht ist, in diesen geheimnisvollen Cervantes-Freund Marlowe, der hier im Exil unter dem Decknamen Antonio de Laredo herumspionierte.
Zusammen gehen die beiden mit dem Vizekönig Graf Lemos nach Neapel, und nach jahrelangem Hin und Her haben sie schließlich sogar geheiratet. In 'San Giovanni in Villa' in Bozen.
Diese berühmte Schauspielerin wird in diesem Sommer bei uns von Michaela Ehrenstein gespielt. Sie ist dem Publikum der SOMMER SPIELE SCHLOSS HUNYADI aus dem Vorjahr als hinreißende Genia Hofreiter im WEITEN LAND und als gerissene Witwe Eleonor Bull in unserer ersten Marlowe-Uraufführung DAS FALSCHE GESICHT oder MARLOWE IST SHAKESPEARE in bester Erinnerung.
Nun wird sie die Entwicklung einer schnippischen,
verwöhnten Schauspielerin zu einer ernsthaft Liebenden furios darstellen. Aus ihrem schnellen, eilfertigen Witz der Anfangsszene wird ein großes Gefühl, denn anfangs Ist ihr Spott über die Wirklichkeit ihr einziger Schutz gegen das, was sie
noch nicht kennt» aber die Begegnung mit Marlowe macht sie mehr und mehr zu einer ernsthaften Frau. Plötzlich sieht sie in einem einzigen Mann alle Kraft,
Schönheit und Beseelung, deren Menschen fähig sind, ja, sie merkt mit großem Erstaunen, was das ist, eine
lebenslange Liebe'.
Gerhard Rühmkorf als Lope de Vega
Felix Lope de Vega Carpio lebte von 1562 bis 1635. Er war ein Zeitgenosse seines Kollegen Marlowe. Lope war der bekannteste spanische Dichter des sogenannten 'Goldenen Zeitalters'. Er war zwar nur der Sohn einer sehr einfachen Familie aus den Bergen von Kantabrien im Norden Spaniens, verbrachte aber seine Kindheit schon bald im Hause seines Onkels, des Inquisitors von Sevilla, der ihm nicht nur den Besuch einer Jesuitenschule, sondern später auch das Studium, an der Universität von Alcala ermöglichte.
Nach vielen Abenteuern, die sich in seinen Liebeskomödien spiegeln, lernte er die wunderschöne Schauspielerin Micaela de Lujan kennen, heftete trotzdem noch im selben Jahr 1598 Juana Guardo, die Tochter eines sehr reichen Fisch- und Fleischlieferanten, führte aber parallel seine Affäre mit Micaela de Lujan Welter, mit der er abwechselnd in Sevilla, Granada, Toledo und Madrid lebte, mindestens zwei Kinder bekam, um die er sich, als Micaela ihn wegen Marlowe verließ, sein Leben lang sehr verantwortungsvoll gekümmert hat.
Diese farbige Figur habe ich dem Schauspieler Gerhard Rühmkorf anvertraut, der schon Figl und Kreisky, Tschechow und Tolstoi so faszinierend für uns gespielt hat, dass wir diese Figuren immer noch im Kopf haben. Aber er hat auch bei den SOMMER SPIELEN SCHLOSS HUNYADI zum Beispiel den Oberpopulisten, den Minister Flint, im PROFESSOR BERNHARDI unvergesslich gespielt, und im Vorjahr bei unserer ersten Marlowe-Uraufführung den - im Gegensatz dazu -außerordentlich zurückhaltenden Theaterdirektor Shakespeare in DAS FALSCHE GESICHT oder MARLOWE IST SHAKESPEARE.
Christina Jägersberger als Marita Morales
Marita Morales ist eine noch junge, trotzdem schon recht erfahrene Frau. Sie ist aus dem heißen Sevilla wie Cervantes, und wie Marlowe im Geheimdienstbusiness. Nur eben in der Gegenpartei. Und sie hat den interessanten Auftrag, diesen englischen Spion mit dem Decknamen Antonio de Laredo nicht aus den Augen zu lassen. Man hat sie sogar im selben Hotel angestellt, in dem Marlowe in Madrid neben dem berühmtesten Corral, dem damaligen Open-Air-Theater, in der Stadtmitte wohnt. Und als er nach Neapel geht, wird sie mitgeschickt. Und dann nach Venedig wieder. In der plötzlichen Abwesenheit seiner Geliebten Micaela de Lujan, die wieder einmal ihren Ex Lope de Vega in Madrid besucht, verlieben sich Marita und Marlowe sogar ein wenig in einander. Ja, und als ihn seine Organisation auf die abenteuerliche Reise zu den Bermudas schickt, ist sie auch wieder dabei.
Die Schauspielerin Christina Jägersberger ist Wienerin, hat ihre Ausbildung an der Schauspielschule Ott im Jahr 2011 abgeschlossen, seither hat sie unteranderem am Burgtheater gearbeitet, unter anderem in einem Sprechchor und als Assistentin bei den LETZTEN ZEUGEN - unter anderem mit Art Rath -, hat in der Freien Bühne Wieden gespielt und in Sarmingstein, denn sie interessiert sich nicht nur für das traditionelle Theater, sondern auch für Lyrikaufführungen und Tanztheater, ja, sie schreibt auch selber, aber bei den SOMMER SPIELEN SCHLOSS HUNYADI ist sie dem Publikum vor allem in drei Schnitzlerrollen in Erinnerung geblieben, als freche Schlagermizzi in der LIEBELEI, als mit dem Klinikchef sympathisierende Ärztin Dr. Zyprian im PROFESSOR BERNHARDl und als dezent kokette, letztlich aber liebenswerte Adele Natter im WEITEN LAND.
Wilhelm Seledec als Sir Henry Wotton
Sir Henry Wotton (1568 - 1639) war ein englischer Diplomat, Dichter und Kunstkenner. Er hat Marlowe schon in der Universitätszeit gekannt und blieb seitdem mit ihm befreundet. Er unterstützte erst den Grafen Essex, hat diesen Hasardeur aber verlassen, bevor dessen Aufstand gegen die Königin Elisabeth noch aufgeflogen ist, und trat damals, schon wohl wegen seiner Italiensehnsucht in Dienst des Großherzogs der Toskana. Der schickte ihn mit einem diplomatischen Auftrag zu James von Schottland, mit dem sich Henry Wotton so gut verstand, dass der ihn, als er 1603 König von Großbritannien wurde, sofort zum englischen Botschafter in Venedig ernannte, wo der Italienliebhaber und ausgewiesene Kunstkenner über zwanzig Jahre lang blieb. Hierhin konnte er auch seinen Freund Marlowe unter dem nunmehrigen Decknamen Gregorio de' –Monti als 'Stellvertretenden Botschafter‘ holen, ja, er hat sogar erreicht, dass König James den ehemaligen 'Hochverräter Marlowe' unter wieder einem neuen Decknamen, diesmal als Tobias Matthew, sogar geadelt hat.
Als Sir Henry Wotton Venedig schließlich verließ, veröffentlichte er dort zum Abschied noch 'The Elements of Architecture', die erste englische über die Architekturtheorie der Hochrenaissance.
Berühmt wurden in dieser Zeit auch seine 'Briefe aus Venedig‘. Speziell sein Spruch: „Ein Botschafter ist ein ehrenwerter Mann, der ins Ausland geschickt wird, um zum Besten seines Landes zu lügen“
Der Schauspieler Wilhelm Seledec ist dem Publikum der SOMMER SPIELE HUNYADI nicht nur als der Goebbels-Vertraute Leo Schödl, der damalige Wiener Chefredakteur des 'Völkischen Beobachters' in Erinnerung, vor allem ist er das als Doktor von Aigner im WEITEN LAND, der unter anderem den legendären Satz sagt: „So viel hat zugleich Raum in uns, Liebe und Betrug, Treue und Treulosigkeit, Anbetung für die eine und Verlangen nach einer anderen, oder nach mehreren, und wir versuchen auch Ordnung zu schaffen, so gut es geht, aber diese Ordnung hat doch etwas Künstliches. Das Natürliche ist das Chaos. Ja, mein lieber Hofreiter, die Seele ist in weites Land."
Babsi Langbein Kostümbildnerin
Unsere Kostümbildnerin Babsi Langbein ist Wienerin, die Nichte von Willi Forst und hat unzählige inländische und ausländische Filme betreut - zum Beispiel die LEMMINGE von Michael Haneke-, und Serien wie Hotel Sacher Portier, Das Ringstraßenpalais und Soko Kitzbühel, aber sie arbeitete ihr Leben fang auch für das Theater, zum Beispiel für die Freie Bühne Wieden, für die Sommerspiele Stockerau und für die Sommerspiele Schloss Sitzenberg. Die aufwendigste Arbeit aber war unlängst eine Oper mit dem Regisseur Robert Dornhelm in St. Margarethen.
Gerald Szyszkowitz Regie und Bild
Gerald Szyszkowitz kommt aus Graz, studierte in Paris und Washington DC, promovierte 1960 an der Universität Wien zum Dr. phil., arbeitete an den Theatern in Bonn, Dortmund, Wilhelmshaven, Stuttgart und Hannover, war von 1968 bis 1971 Chefdramaturg am Schauspielhaus in Graz und anschließend, mit einer kurzen Unterbrechung als Musikchef, bis 1994 Fernsehspielchef des ORF, Danach arbeitete er zehn Jahre lang als Direktor der Freien Bühne Wieden und ist seit dem Sommer 2014 Schauspieldirektor der SOMMER SPIELE SCHLOSS HUNYADI.
Gerald Szyszkowitz hat über vierzig
Theaterstücke veröffentlicht, zwanzig Romane. Nach den ersten beiden Marlowe-Romanen DAS GESICHT oder MARLOWE IST SHAKESPEARE im Jahr 2015 und MARLOWE DIE GELIEBTE DES LOPE DE VEGA im Jahr 2016
wird nun im Herbst 2017 bei der
Frankfurter Buchmesse der dritte Marlowe-Roman vorgestellt MARLOWES ROMEO UND JULIA IN KRETA.