EIN HÖHEPUNKT DES GEGENWÄRTIGEN WIENER THEATERS
Freie Bühne Wieden 'Ich weiss es wird einmal ein Wunder geschehen oder Szenen und Chansons aus dem Wiener Werkel'
Uraufführung von Gerald Szyszkowitz
Seit vergangenen Mittwoch wird in der Freien Bühne Wieden eine Uraufführung einer politisch brisanten Komödie von Gerald Szyszkowitz gespielt. Eigentlich fand die Uraufführung schon im Sommer bei
den Festspielen auf Schloss Hunyadi statt. Jetzt hat die koproduzierende Bühne Wieden die Aufführungen vom 6. - 10. Oktober übernommen. Es geht um die Aufführungen des Wiener Werkels in der
Nazizeit. Im ersten Teil des Stücks wird das Wiener Werkel und seine Bedeutung und sein Mut für politische Anspielungen gegen die Naziherrschaft dargestellt, vor allem mit Chansons von
Zarah Leander, mit den Chansonetten des Wiener Werkls Christl Räntz ( Michaela Ehrenstein ) und Rosl Dorena (Anke Zisak). Ausgezeichnet verkörpern die beiden Schauspielerinnen ihre mutigen
Vorbilder. Auch Rudolf Weys, der Hausautor des Ensembles findet seine ausführliche Darstellung durch den fabelhaften Johannes Terne.
Im zweiten Teil erscheint der damalige Minister Goebbels ( fabelhaft Martin Gesslbauer ). Er macht Rudolf Weys Vorwürfe wegen politischer Anspielungen im neuen Kabarett. Der politisch brisante
Dialog der beiden, der in einer Bewilligung der weiteren Vorstellungen mündet, ist grosses politisches Theater und rechtfertigt die beiden Ansichten. Ein Verständnis für eine junge Generation der
Handlungen ihrer Eltern und Grosseltern bringt dieser lange Dialog - ein Höhepunkt gegenwärtigen Wiener Theaters.
Wilhelm Seledec spielt einen Redakteur des Völkischen Beobachters, schleimig angepasst. Am Klavier brilliert Béla Fischer, der Autor hat selbst Regie geführt.
Volkmar Parschalk