Gerald Szyszkowitz: Marlowe und die Geliebte von Lope de Vega
Liebe und Spionage vom Leben auf die Bühne gestellt
Christopher Marlowe ist dem Bühnenautor und Regisseur Gerald Szyszkowitz sichtlich ein großes persönliches Anliegen. In seinem Buch „Das falsche Gesicht“ hat er bereits den Nachweis geführt, dass niemand anderer als Marlowe der Verfasser der Dramen von William Shakespeare ist. In der nun erschienen Novelle „Marlowe und die Geliebte von Lope de Vega“ begleitet Szyszkowitz den Dichter auf seinen verschlungenen Wegen im Dienste des Secret Service, also des englischen Geheimdienstes. Nach dem angeblichen Tod Marlowes und dessen Flucht wird er in Spanien zu Antonio de Lareda. Er lernt Miguel de Cervantes kennen und wird der erste Übersetzer von dessen Roman „Don Quichote“ ins Englische. Der stotternde Engländer mit spanischem Namen imponiert auch einer gefeierten Schauspielerin. Micaela de Luján ist die Geliebte von Lope de Vega, einem Massenproduzenten von Theaterstücken. Sie verliebt sich aber in Marlowe alias Antonio de Lareda, und wie es die Umstände wollen, werden beide zu Reisenden, er im geheimen Dienst der hohen Politik, sie als Schauspielerin, für die er die passenden Rollen schreibt.
Für Szyszkowitz bieten diese beiden Lebensläufe die wunderbare Gelegenheit, den Leser auf eine Reise nach Madrid Anfang des 17. Jahrhunderts, nach Neapel und von dort weiter nach Venedig und sogar zu einem Kurztrip auf die Bermudas zu führen. Er öffnet die Tore der Palazzi, macht einen mit seinen hochkarätigen Gesprächspartnern aus uraltem italienischem Adel bekannt, aber genauso mit dem einstigen Vizekönig von Neapel und der schönen Agentin Marita, einer Spanierin, die man auf den Engländer in James Bond Manier angesetzt hat.
Für Lebendigkeit sorgen die vielen Dialoge, in denen sogar das Stottern von
Marlowe und lustiger Weise auch von Cervantes hineingeschrieben ist. Die Novelle, wie der Autor das Buch bezeichnet, ist neben aller Erzählfreude dennoch eingehend recherchierte Geschichte, wovon man sich in einem Anhang überzeugen kann. Mit penibler Angabe von Jahreszahlen kann dort der historische Hintergrund der davor romanhaft erzählten Handlung zugeordnet werden, vor allem aber auch den Stücken von William Shakespeare, deren Inhalt immer wieder eng mit dem mehr als
abenteuerlichen Leben von Christopher Marlowe verquickt ist und die von damals bis heute das Theaterpublikum uneingeschränkt begeistern.
Gerald Szyszkowitz: Marlowe und die Geliebte von Lope de Vega
Verlag Edition Roesner, Reihe Bybliotheca 2016, ISBN 978-3-903059-11-5, Preis € 24,90